Analysen zu den Strophen 97 – 99 des Epos: Das Nibelungenlied

Verfasst von: Alexander Miró (Hamburg, 1999)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. „Das Nibelungenlied“, Strophen 97 – 99 mit eigener Übersetzung

3. Darstellung und Analyse zweier Übersetzungen der Strophen 97 – 99

4. Bestimmung der Verben

5. Metrisieren der Strophe 99

6. Interpretation der Strophen in Bezug auf die dritte Aventiure und den ersten Teil des Nibelungenliedes

7. Abschluß

Literaturhinweise:

1. Einleitung

Das Nibelungenlied ist sagenumwoben und Gegenstand kritischer, wissenschaftlicher Auseinandersetzung zugleich. Weder der genaue Entstehungsort noch der Dichter sind bekannt. Und doch liefert kaum eine Dichtung aus dem Mittelalter eine so treffende Beschreibung der damaligen Verhältnisse wie das Nibelungenlied. Es wurde oft und in den verschiedensten Varianten rezipiert (man denke an Wagners ‘Ring’, Friedrich Hebbels Drama ‘Die Nibelungen’, Fritz Langs Stummfilm[1]), gleichwohl aber auch in vielen Fällen falsch verstanden. Ungeachtet der herrschenden Wissenslücken in Bezug auf Herkunft, Dichter sowie auf Entstehungsrahmen, gilt das Nibelungenlied jedoch als einzigartieges Relikt aus dem 12. – 13. Jahrhundert.

Ausgehend von drei Strophen möchte ich im folgenden versuchen einen Einblick in diese Dichtung zu geben. Dabei werde ich die ausgewählten Strophen (es sind die Strophen 97 – 99 aus der dritten Aventiure) übersetzen und mit zwei anderen Übersetzungen vergleichen. Anzumerken wäre hierbei, daß ich mich mit meiner Übersetzung auf das alte Original der Handschrift C (die ‘not-Gruppe’) beziehen werde, die von Helmut de Boor herausgebracht wurde. Des weiteren sollen die Strophen in einen Kontext eingebettet werden, und zwar sowohl auf den näheren der Aventiure als auch auf den Gesamtkontext des ersten Teils.

2. „Das Nibelungenlied“, Strophen 97 – 99 mit eigener Übersetzung

„Done kúnd’ im niht gestriten   daz stárké getwerc.

alsam die lewen wilde   si liefen an den berc,

da er die tarnkappen   sit Albriche án gewan.

do was des hordes herre   Sivritder vréisliche man.

„Er konnte ihm keinen Widerstand entgegensetzen der starke zwerg.

Wie die wilden Löwen liefen sie auf den Berg.

Da gewann er [Siegfried, A.M.] von Alberich den unsichtbar machenden Mantel.

Damit wurde er zum Herr des Hortes, der schreckliche Ritter Siegfried.

Die da torsten vehten,   die lagen alle erslagen.

den scaz den hiez er balde   füeren unde tragen

da in da vor da namen   di Nibelunges man.

Albrich der vil starke   do die kameren gewan.

Die dort den Mut hatten zu fechten, die lagen alle erschlagen.

Den Schatz ließ er bald bringen und tragen.

Dahin von wo die Nibelungen ihn hatten.

Alberich, der sehr starke erhielt dann die Aufsicht über die Kammer.

Er muos´ im sweren eide,   er diente im so sin kneht.

aller hande dinge   was er im gereht.“

so sprach von Tronege Hagene.   „daz hat er getan.

also grozer krefte   nie mer récké gewan.“

Er mußte ihm schwören einen Eid, er würde dienen ihm als sein Knecht

alle Dinge war er bereitwillig ihm zu dienen.“

So sprach Hagen von Tronje. „Das hat er getan.

So große Kräfte gewann nie mehr ein Held.“

3. Darstellung und Analyse zweier Übersetzungen der Strophen 97 – 99

Im folgenden werde ich eine Übersetzung von Helmut de Boor heranziehen und sie mit der eigenen vergleichen.[2]

„Überwinden konnte   ihn nicht der starke Zwerg.

Wie zwei wilde Löwen   sie stürmten nach dem Berg.

Dort riß er dem Zwerge   die Tarnkappe fort.

So gewann sich Siegfried,   der furchtbare Held, den Hort.

Die zu fechten wagten,   lagen alle tot.

Den Nibelungenmannen   der Held sogleich gebot,

Den Hort zurückzubringen   an seinen alten Platz.

Alberich, den starken,   setzt er als Hüter für den Schatz.

Ihm wie sein Knecht zu dienen,   band er sich mit Eid.

Zu jedem Dienste war er   dem Herrn hinfort bereit.“

So sprach von Tronje Hagen.   „Das tat der junge Held.

So große Macht und Stärke   gewann kein Mann auf dieser Welt.“

Bei der Übersetzung von De Boor handelt es sich um eine Versübersetzung, eine Übersetzung also, die jeden Vers möglichst wörtlich übersetzt. Diese Art der Übersetzung hat den Vorteil, daß die rhythmischen Eigenarten des Originaltextes beibehalten werden können und das ‘Lese- bzw. Hörgefühl’ des Originals erhalten bleibt. Die Schwierigkeit dieser Art der Übersetzung liegt darin, die Synthaktik des Textes beizubehalten. De Boor hat die Handschrift C (die not-Gruppe) als Original ausgewählt und diese dann übersetzt.

Wenn man sich die Übersetzung im einzelnen ansieht, wird man feststellen, daß die Semantik sich z.T. von der im Original abweicht. Hierbei ist natürlich zu beachten, daß mittelhochdeutsche Worte oftmals verschiedene Bedeutungen haben, so daß durchaus mehrere Möglichkeiten der Übersetzung ‘richtig’ sein können.

Beginnen wir mit Strophe 97:

De Boor Übersetzt in 97,1 a ‘gestriten’ mit Überwinden. ‘Gestriten’ hat aber eher die Bedeutung von ‘Widerstand leisten, standhalten’, es bedeutet nicht, daß der Zwerg ihn nicht Überwinden konnte. In 97,2 a fügt de Boor die ‘zwei’ vor die ‘wilden Löwen’, die im Text nicht vorhanden ist. Außerdem erscheint mir das ‘nach dem Berg’ (97,2 b) etwas vage, mein Vorschlag wäre ‘auf den Berg‘, da sich die kämpfenden offenbar auf den Berg hinauf bewegen. In 97,3 a hat de Boor die Erlangung der ‘tarnkappen’ mit ‘riß’ übersetzt. Ich selber hatte eher den Eindruck, daß er sie im Kampfe erstritt und daher ein entreißen nicht nötig ist. Bei 97,3 b ist mir seine eigene Übersetzung der ‘tarnkappen’ als ‘Kappe’ eher ein Rätsel. Er selber hat in einer anderen Ausgabe des Nibelungenliedes darauf hingewiesen, daß es sich hierbei um einen Mantel handelt.[3] Darüber hinaus wird auch im Nibelungenlied selber von einem Mantel gesprochen. In 97,4 a wird meines Erachtens zu wenig darauf hingewiesen, daß Siegfried nun der Herrscher über den Hort ist.

Strophe 98.

Die Verse zwei und drei hat de Boor vertauscht, wahrscheinlich um den Sprachfluß und die Rhythmik nicht zu unterbrechen. Für mich ist seine Betonung auf das ‘gebot’ in 98,2 jedoch zu scharf. Darüber hinaus wird im Original keine Aussage darüber gemacht, daß es der alte Platz des Schatzes ist, an den er zurückgebracht wurde, es handelt sich lediglich darum, das er zum Platz zurückgebracht wurde, von wo er genommen wurde.

Strophe 99.

In 99,4 wird von de Boor darauf hingewiesen, daß es keinen mehr auf der Welt gab, der solch eine stärke gewann. Auch hier ist die Formulierung zu unpräzise gewählt. Der Rahmen ist meines Erachtens mehr auf die Handlung, weniger auf die Welt gerichtet.

Die zweite Übersetzung stammt von Helmut Brackert.[4]

„Da konnte der kraftvolle Zwerg es nicht mit Siegfried auf-

nehmen. Wie die wilden Löwen liefen die beiden Kämpfer

auf den Berg zu, wo Siegfried gleich darauf dem Zwerg Alberich

im Kampf den Tarnmantel abzwang. Da war Siegfried, der

furchterregende Mann, zum Herrn des Schatzes geworden.

Alle, die den Mut zur Gegenwehr aufgebracht hatten, lagen tot

am Boden. Siegfried gab nun Befehl, den Schatz auf dem schnell-

sten Wege wieder dorthin zu bringen, woher die Gefolgsleute

Nibelungs ihn vorher geholt hatten. Hernach wurde der starke

Alberich von Siegfried zum Hüter des Hortes bestimmt.

Aber vorher mußte er dem Sieger einen Eid schwören, daß er

ihm treu und unterwürfig dienen wolle. Alberich war zu jeder

Art von Unterwürfigkeit bereit.“ So sagte Hagen von Tronje.

„Das sind seine Taten! Niemals vorher hat es einen kraftvolleren

Recken gegeben.“

Auch Helmut Brackert hat die Handschrift C als Original für seine Übersetzung verwendet. Der unterschied zu der de Boorschen Übersetzung liegt jedoch darin, daß Brackert eine Prosaübersetzung gewählt hat. Bei der Prosaübersetzung ist die Worttreue weniger von Bedeutung und kann daher in die Komik wechseln. Bei der Prosaübersetzung wird vielmehr versucht die Stimmung die Atmosphäre des Originals einzufangen und wiederzugeben. Die Verse der Übersetzung stimmen oft nicht mit dem Original überein und die Strophen können eine unterschiedliche Länge entwickeln.

Ich werde auch hier eine Analyse der drei Strophen vornehmen und wieder mit Strophe 97 beginnen.

Der Übersetzung von ‘gleich darauf’ kann ich nicht folgen, da der kurze zeitliche Bezug im Original fehlt. Brackert spricht aber im Unterschied zu de Boor richtigerweise von einem Tarnmantel.

Strophe 98.

Es ist eindeutig, daß in dieser Übersetzung die Stimmung und die Bilder des Kampfes, wie die Männer tot auf der Erde lagen, wesentlich besser dargestellt sind. Gegenwehr kann sich hier aber auch auf ‘Widerstand’ ganz allgemein beziehen, im Original ist klar von Fechten die Rede. Auch die Situation danach, daß die Männer den Schatz nun dahin brachten, woher die Gefolgsleute ihn hatten, ist in meinen Augen besser dargestellt. Allerdings ist auch hier wieder ein zeitlicher Bezug vorhanden, den ich nicht im Original entdecke.

Strophe 99.

Auch hier empfinde ich die Beschreibung des Schwures wesentlich besser und Inhaltsvoller als bei de Boor dargestellt, da explizit auch auf die Unterwürfigkeit Alberichs hingewiesen wird, die durch den verlorenen Kampf entstanden ist. Allerdings sagt Brackert, daß es noch nie einen kraftvolleren Recken gegeben habe, während im Original eher auf die aus seiner Sicht zukünftigen Recken verwiesen wird, die alle nicht solche Kräfte besaßen.

4. Bestimmung der Verben

Strophe 96

sluog: 3. Person Singular, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse VI

            Infinitiv: slahen (mhd.) = schlagen (nhd.)

Strophe 97

liefen: 3. Person Plural, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse VII (Reduplikation)

            Infinitiv: loufen (mhd.) = laufen (nhd.)

Strophe 98

torsten: 3. Person Plural, Indikativ, Präteritum > Anormales Verb

            Infinitiv: turren (mhd.) = wagen, trauen, den Mut haben (nhd.)

lagen: 3. Person Plural, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse V

            Infinitiv: liegen (mhd.) = liegen (nhd.)

hiez: 3. Person Singular, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse VII (Reduplikation)

            Infinitiv: heizen (mhd.) = heißen (nhd.)

füeren: 3. Person Singular, Indikativ, Präsens

            füeren (mhd.) = fortschaffen, bringen (nhd.)

tragen: 3. Person Singular, Indikativ, Präsens

            tragen (mhd.) = tragen, haben, besitzen (nhd.)

namen: 3. Person Plural, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse IV

            Infinitiv: nemen (mhd.) = nehmen (nhd.)

Strophe 99

sweren: 3. Person Singular, Indikativ, Präsens

            swern (mhd.) = schwören, beeiden (nhd.)

diente: 3. Person, Singular, Konjunktiv, Präsens

            Infinitiv: dienen (mhd.) = dienen (nhd.)

sprach: 3. Person Singular, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse IV

            Infinitiv: sprechen (mhd.) = sprechen (nhd.)

gewan: 3. Person Singular, Indikativ, Präteritum > Ablautreihe Klasse III

            Infinitiv: gewinnen (mhd.) = gewinnen (nhd.)

5. Metrisieren der Strophe 99

Er muos´ im sweren eide,   er diente im so sin kneht.

aller hande dinge   was er im gereht.“

so sprach von Tronege Hagene.   „daz hat er getan.

also grozer krefte   nie mer récké gewan.“

6. Interpretation der Strophen in Bezug auf die dritte Aventiure und den ersten Teil des Nibelungenliedes

Die drei von mir ausgesuchten Strophen wirken auf den ersten Blick relativ belanglos. Hierin wird doch lediglich geschildert, so könnte man argumentieren, wie Siegfried und ein offenbar sehr starker Zwerg miteinander kämpfen. Bei diesem Kampfe erweist sich unser Held jedoch als der stärkere der beiden streitenden und bringt Alberich schließlich dazu, daß er beteuert ihm für immer zu dienen. Es wird weiterhin geschildert, daß der Schatz daraufhin wieder an seinen Ursprungsort zurückgebracht wird und Alberich als Hüter der Schatzkammer eingesetzt wird. Hierbei ist jedoch folgendes zu beachten. Die drei Strophen sind Teil eines Berichtes. Hagen ist derjenige, der seinem König Gunther in dieser Situation von Siegfried berichtet, der Gunther mit der Figur, mit der Rolle des Siegfried[5] bekannt macht. Siegfried wird als ein tapferer Recke dargestellt. Ein Ritter, der schier unerschöpfliche Kräfte zu besitzen scheint, so daß es ihm dadurch möglich war, den Schatz des Nibelungen zu erringen. Der Bericht weist Siegfried einen durchaus höfischen Charakter zu; er wird als mutiger Recke geschildert, der keine Angst vor Gefahren kennt. Dabei kann er aber durchaus auch Milde walten lassen, was sich darin äußert, daß er Alberich verschont.

Dieses Bild von Siegfried wird jedoch im weiteren Verlauf der dritten Aventiure arg erschüttert. Das ‘unflätige’ und vor allem unhöfische Benehmen Siegfrieds ist durchaus in der Fachwelt umstritten. Möglich, daß der Dichter nicht zuletzt hierdurch die Ambivalenz, aber auch die Entwicklung von Siegfried darstellen wollte. Ehrismann geht noch einen schritt weiter und sagt, daß „der Epiker, in der Pflicht, Motiv und Plan zu verbinden,… seinen Helden für eine friedfertige Handlungsweise (Minneritter) ebenso wie für eine kriegerische (Usurpator) [konditioniert].“[6]

Sehr bald darauf tritt dann der strahlende und würdige Charakterzug (nämlich der des Minneritters) wieder zu Tage, so daß der Streit (wenn auch durch Gernots eingreifen) verhindert werden kann. Auch zu Beginn der Aventiure wird Siegfried, während er seinen Plan Kriemhilde für sich zu gewinnen preisgibt, als durchaus würdiger Gemahl geschildert, da sie als für ihn (und somit also auch er für sie) standesgemäß angesehen wird.

Die Betrachtung der Strophen kann nun durchaus in einem noch größeren Rahmen stattfinden. Das eindeutigste Zeichen ist wohl, daß innerhalb der zitierten Strophen zum erstenmal ein Bezug zum Namen des Epos hergestellt wird – nämlich zum Schatz des Nibelungen. Durch diese Erzählungen wird der Leser bzw. der Hörer des Epos aber auch darüber informiert, daß bzw. wie sich Siegfried durch die von Hagen geschilderten Ereignisse in den  Besitz des Tarnmantels bringen konnte, der im späteren Verlauf eine Entscheidende Rolle spielen wird. Das dieser Mantel ein Symbol für Siegfrieds Stärke ist, wird durch die späteren Ereignisse nur allzu deutlich. Die Stelle des Epos gewinnt aber auch dadurch seine Bedeutung, da Siegfried hier nicht nur an den Ort gelangt, der später für ihn zum Verhängnis, da zum Tode führen wird, sondern er begegnet hier auch zum erstenmal seinem Widersacher Hagen. Dessen Erzählung vorerst jedoch sehr lobend und anerkennend klingt.

Ich möchte mich nun diesen Strophen in einem kleinen Exkurs noch auf eine andere Art nähern, nämlich über die Figur des Alberich. Sie spielt in dieser Form der Nibelungensage kaum eine Rolle. Geschildert wird hier lediglich, daß Alberich ein Zwerg und zudem noch sehr stark ist. Allerdings ist der Umstand, daß Siegfried diesen Bezwungen hat wohl doch beachtenswert, da es von Hagen in breiten Zügen beschrieben und hervorgehoben wird. Sehen wir uns aber die Rezeption des Stoffes bei Wagner an, so gewinnt Alberich im gesamten geschehen eine völlig andere Bedeutung. Bei Wagners ‘Ring des Nibelungen’ ist es Alberich, der die dunkle Seite, das Böse Symbolisiert, während diese Rolle bei unserem Nibelungenlied eher Hagen einnimmt. Nun ist es durchaus möglich, daß dies in den ursprünglicheren, den nordischen Quellen angelegt ist – interessant und beachtenswert ist es dennoch. Hat Alberich bei Wagner einen eher hinterhältigen Charakter, wirkt er bei der Mittelalterlichen Form des Nibelungenlieds ehrlich und offen.

7. Abschluß

Es ist und kann nur ein Versuch bleiben, ein Werk von der Bedeutung des Nibelungenliedes unter wissenschaftlichen Kriterien innerhalb eines Aufsatzes von wenigen Seiten zu fassen. Der Versuch galt insofern nicht der Vollständigkeit. Es ging mir darum einen Einblick zu gewähren. Ausgehend von 3 Strophen sollte gezeigt werden, daß das Zusammenspiel der Verse und der Strophen innerhalb des Gesamtepos’ eine eigene und bedeutende Qualität erhält, die beim zweiten Blick durchaus erkennbar wird.

Noch heute, da eine unmenge an Forschungsarbeit in Bezug auf das Nibelungenlied geleistet wurde, ist vieles ungeklärt, liegt vieles im Dunklen. Einerseits ist dies sicher ein Quellenproblem. Ein viel wesentlicher Grund ist aber die immerwährende Umerzählung der Sage.[7] Einzig die Gewißheit, daß diese Relikte aus vergangenen Jahrhunderten vorhanden sind und die einzige Möglichkeit darstellen, eine Aussage über diese Jahrhunderte zu liefern, wird auch in Zukunft den Menschen dazu veranlassen nach den Wurzeln seiner selbst zu graben.

 

Literaturhinweise:

Brackert, Helmut (Hrsg.): Das Nibelungenlied. 1. Teil. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Fische Bücher. Frankfurt/Main und Hamburg 1970.

De Boor, Helmut (Hrsg.): Das Nibelungenlied. 17. Auflage. Wiesbaden 1963.

De Boor, Helmut (Hrsg.): Das Nibelungenlied. Zweisprachig. Carl Schünemann Verlag. Bremen 1959.

Ehrismann, Otfrid: Nibelungenlied. Epoche – Werk – Wirkung. C. H. Beck Verlag. München 1987.

Heinzle, Joachim: Das Nibelungenlied. Artemis Verlag. München 1987.

Helm, Karl / Ebbinghaus, Ernst A.: Abriss der Mittelhochdeutschen Grammatik. Max Niemeyer Verlag. Tübingen 1980.

Hennig, Beate: Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Max Niemeyer Verlag. Tübingen 1993.

Lexers, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 35. Auflage. S. Hirzel Verlag. Stuttgart 1979.

Seidel, Kurt Otto / Schophaus, Renate: Einführung in das Mittelhochdeutsche. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion. Wiesbaden 1979.

[1] Vgl. Heinzle, Joachim (1987), Seite 10.

 

[2] De Boor, Helmut (1959).

 

[3] De Boor, Helmut (1963).

 

[4] Brackert, Helmut (1970).

 

[5] In diesem Zusammenhang habe ich bewußt den Ausdruck ‘Rolle’ gewählt. Helmut Brackert schreibt in seiner Einführung zu seiner Übersetzung zurecht, daß das Nibelungenlied seinen historischen Aussagewert erst dann erhalte, „wenn die Figuren nicht primär als Individuen aufgefaßt werden, sondern als Verkörperungen von Rollen. In ihren Handlungen und Entscheidungen, ihrem Wünschen und Denken, sind sie durch die Position geprägt, die ihnen im Gesamtgefüge des Gesellschaftszustandes um 1200 zukommt.“ Gerade an dieser Stelle wirkt dieser Hinweis förderlich, da Hagen seinem König von der Figur seines gegenübers berichtet. Brackert, Helmut (1970), Seite 2.

 

[6] Ehrismann, Otfried (1987), Seite 115.

 

[7] Vgl. Heinzle, Joachim (1987), Seite 23f.

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